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BIM & Bier
BIM & Bier
BIM & Bambus - Planen im Dschungel
3D-Planung als Schlüssel für die Bauausführung – sogar über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Mit Hendrik Alsmann (Hoff&Partner). Das Bier: Duvel Tripel Hop Citra
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“Die Anforderungen, das Gebäude mit Bambus zu bauen, hat uns in der traditionellen Methode relativ schnell an unsere Grenzen gebracht. Und erst mit BIM konnten wir diese Blockade auflösen, um das Projekt auch im Dschungel erfolgreich zu realisieren.
Hallo.
Ja, hi, ich bin Hendrik Alsmann, Mitte 30, als Bauingenieur bei Hoff&Partner in Gronau tätig. Und ja, hab direkt nach meinem Studium dort begonnen, wickel Bauprojekte ab. Wir sind überwiegend im Gewerbe-
und Industriebau tätig und hatte das Vergnügen und auch die Ehre, dieses Projekt Biannais, über das wir uns heute unterhalten wollen, auch mit abwickeln zu dürfen.
Großartig, Alex. Wer BIM kennt, kennt den Alex auch schon, aber sag doch trotzdem noch kurz, wer du bist, Alex.
So langsam werd ich rot bei deinen ganzen Komplimenten. Genau, mein Name ist Alex Dellen, ich bin auch vom Haus aus Bauingenieur, hatte an der RWTH studiert und verantworte bei uns den Bereich Building Information Modeling. Und in dem Kontext habe ich auch Hendrik kennengelernt, als er mir das Projekt Beanias vorgestellt hatte und wir zusammen überlegt haben, wie kann denn BIM auch in so einem Projekt unterstützend wirken?”
“Dann gehen wir auf unser heutiges Thema. Thema lautet BIM & Bambus Plan im Dschungel. Und bevor wir in den Dschungel einsteigen, möchten wir natürlich kurz das Bier vorstellen.
Passend zum Dschungel haben wir heute ein grünes Bier. Diesmal kein Bio-Bier, sondern ein Bier, das ein grünes Label hat. Und zwar von Düvel aus Belgien, das Triple Hop Citra.
Was macht das Triple Hop Citra besonders? Hier ist eine besonders starke Hopfung mit Citra vorgenommen worden, neben den anderen Hopfensorten, die drin sind. Hat einen Ibu-Wert von 40, kommt also nicht besonders bitter rüber.
Wenn man es dann richtig einschenkt, erkläre ich gleich. Und hat ordentlich Alkohol drin, 9, 5%. Also Kasten kaufen ist wahrscheinlich nicht so eine schlaue Idee, aber mal eins oder zwei kann man sich schon mal gönnen.
Ist also kein All-Day IPA, sondern ein Triple IPA. Wie zu erwarten, typisch für ein IPA, kommt da viel Grapefruit und tropische Früchte durch. Allerdings hat das so eine schwer zu beschreibende Düvel-Cremigkeit.
Und die hat viel damit zu tun, wie die Kohlensäure in dem Bier funktioniert. Das Düvel gehört zu den Spezialbieren. Jedenfalls nennen die Belgier das so.”
“Man kann sich so vorstellen, das ist gedacht als ein Genussbier. Also im Gegensatz zu einem Schankbier, wovon man viel trinken kann und wenig Alkohol. Dann ist es eher was, was man langsam trinkt, wie einen schweren Rotwein.
Und ist vergleichbar mit den deutschen Bockbieren von der Mach-Art her. Und traditionell ist es so, dass dieses Bier in einem tulpenförmigen Glas ausgeschenkt wird. Das heißt, es hat eine relativ enge Öffnung und einen großen Bauch.
Und unten in diesem Glas ist eine Gravur. Warum ist die Gravur da drin? Weil die Kohlensäure zentral an dieser Gravur ausschlägt.
Die Kohlensäure sucht sich immer sozusagen Unruhepunkte im Glas. Und an diesen Punkten schlägt sie dann aus. Und da wir hier eine Hefe haben, die eine sehr feine Kohlensäure macht, schlägt die also wie in einem kleinen Tornado, so spricht Düvel auch davon, dem Glas aus und tritt nach oben.
Und erzeugt dadurch eine relativ konstant starke Schaumkrone. Wofür brauchen wir die? Damit das Bier nicht schall wird und es lange schmeckt.”
“Also Spezialbier, langsam trinken, starke Krone, Tornado, das sind die wichtigen Punkte. Und beim Einschenken darauf achten, nicht ganz einschenken. Unten gibt es einen Hefesatz drin, der gehört auch rein in die Flasche, allerdings best nicht ins Glas, weil der verändert den Geschmack extrem.
Das Bier ist dann auch nicht mehr klar, sondern wird trübe und wird wesentlich bitterer. Also wer es nicht so bitter mag, einfach ein bisschen Rest in der Flasche lassen. Und damit sich das Traggerüst des BIANJAS-Projekts nicht einfach genauso wie unsere Schaumkrone Luft auflöst, war auch einiges nötig, Hendrik, vermute ich mal.
Vielleicht stellst du uns das BIANJAS-Projekt, was ja eben schon erwähnt wurde, einmal kurz vor, damit wir wissen, worüber wir heute so reden.
Ja, also ich probiere mich kurz zu halten. Das BIANJAS-Projekt ist ein Entwicklungshilfeprojekt auf den Philippinen. BIANJAS ist ein Gesamtprojekt, das ganz viele Teilprojekte abbildet.
Und wir haben uns dann mit der Produktions- und Ausbildungsstätte damit eingeklingt. Was wir probiert haben, ist, alle drei Säulen der Nachhaltigkeit abzudecken.”
“Das war so eine Anforderung, die ich als allererstes definiert habe. Und da kam dann natürlich auch bei dem ökologischen Nachhaltigkeitsaspekt relativ schnell der Werkstoff Bambus mit ins Spiel. Und da haben wir uns dann als Anforderung gesetzt, dass wir das Bauwerk hauptsächlich aus Bambus bauen wollen.
Und damit hatten wir dann einen neuen Baustoff im Prinzip in Betracht gezogen, den keiner von uns bis dahin kannte.
Genau, also Bambus ist sicherlich einer der vielleicht sogar der nachhaltigste Werkstoff der Erde, so würde ich ihn mal bezeichnen. Er ist eine lokale Ressource und wächst auch in ganz verschiedenen vielen Arten und Spezien auf den Philippinen. Und so hatten wir auch dann auf unserem Baugrundstück von unserem Projektpartner Joel tatsächlich die eine oder andere Bambussorte, die wir da verwenden konnten.
Und damit dann eigentlich ganz zu Anfang des Projektvorhabens schon festgelegt, dass ist das, das ist der Baustoff, mit dem wir arbeiten wollen.”
“Also sprich keine Lieferkette, gar keine. Also direkt vor Ort, abgerissen, aufgebaut. Da wir ja den BIM & Bier Podcast aufnehmen, ist natürlich klar, dass es heute auch um BIM geht.
Das klingt jetzt gerade so, als würden wir die ganze Zeit über Bambus sprechen wollen. Wie habt ihr denn jetzt diesen Sprung gemacht, von wir ernten Bambus und bauen ein Haus, zu wir packen Bambus in ein BIM Projekt?
Also eigentlich hat das ganze Thema so angefangen, dass wir natürlich irgendwo eine Gebäudeform oder ein Gebäudekonzept entwickeln wollten, was irgendwo auch in die Umwelt passt. Und da wir uns auf der Insel Palawan irgendwo im Wilden Dschungel noch befinden, hatten wir relativ geschwungene Gebäudekurven, die wir dann irgendwo in 2D gar nicht mehr wirklich darstellen konnten. Wer sich die Gebäudeform jetzt nochmal genauer angucken möchte, kann sehr gerne bei uns auf unsere Website mal gucken, www.bianjas.de und da ist es halt so, dass irgendwo das Gebäude so aufgeteilt ist, dass wir im Prinzip eine Plattform haben, wo sich drei Flügel in der Mitte treffen auf verschiedenen Ebenen und wir dann einfach da in einer 2D-Zeichnung relativ schnell in unsere Grenzen gekommen sind.”
“Und somit entstand dann die Idee zu sagen, ich glaube ohne eine 3D-Modellierung kommen wir hier einfach nicht weiter. Und das war dann der Grund, warum wir dann den Weg zu Formitas gesucht haben.
Okay, also ihr seid eigentlich über die Darstellungsproblematik einer komplexen Geometrie dahingekommen, dass ihr überhaupt erst mal ein 3D-Modell brauchtet. Und damit fängt es an. Das ist aber ja noch nicht BIM nach unserem Verständnis, Alex, ne?
Ne, ist nicht alleine BIM, aber schon ein wesentlicher Teil. Also man hört so häufig nur, weil man 3D macht, macht man keinen BIM. Aber 3D ist halt schon immer so der erste Step, dass man überhaupt ein Modell hat, mit dem man irgendwo was Cooles anfangen kann.
Ob das jetzt Visualisierungen sind, Mengenermittlungen sind oder eine Kollaboration im Team ist. Da brauchst du immer verschiedene BIM-Fachmodelle oder 3D-Modelle für. Und in dem speziellen Fall hatten wir natürlich noch den, oder die große Herausforderung, dass man, egal in welcher Software man unterwegs ist, ob das Archicad, Alplan, Revit oder sonst was ist, da gibt es jetzt keinen Bambusrohr, was ich alles führen kann.”
“Das war sicherlich der erste Punkt, der wir da angegangen sind, gemeinsam zu überlegen, in welcher Software kann man das überhaupt abwickeln in diesen organischen Formen? Und dann, als wir uns für Revit entschieden haben, wie geht sowas?
Na ja klar, einfach eine Mauerwerksfamilie rauskramen reicht dann nicht aus, ja.
Genau, die hat jetzt eine runde Form und dann... Ne, also tatsächlich mussten wir eigene Familien verentwickeln. Konkret haben wir da, oder nicht wir, wir haben das abgesprochen, aber umgesetzt haben dann tatsächlich die Architektinnen und Kollegen von Hendrik adaptive Familien ineinander verschachtelt.
Und das quasi sowohl für die Stützen als auch für die Dachhaut. Und ich will jetzt nicht zu technisch werden, aber man konnte dann diese adaptiven Familien miteinander verknüpfen, sodass quasi ein Endpunkt am Boden ist, ein Endpunkt an der Dachhaut von diesen Bambusrohren und sobald man irgendwo dran zieht, zieht sich das komplette Gerüst mit. Und so wurde eigentlich das komplette Projekt modelliert und umgesetzt.”
“Das war schon sicherlich eine große Herausforderung, aber hat dann auf jeden Fall dazu geführt, dass man mit dem Modell einiges machen konnte.
Genau, und wenn ich da nochmal eingreischen darf an der Stelle. Also wir hatten ein relativ junges Planungsteam. Wir haben uns alle irgendwo noch im Studium befunden und haben dann relativ schnell auch vor uns die Anforderungen gestellt, zu sagen, wir haben unsere ganze berufliche Karriere noch vor uns und wir wollen gar nicht irgendwie jetzt mit alten Planungsmethoden planen, sondern wir wollen BIM als neue Planungsmethode irgendwo jetzt anwenden.
Wir wollen sie von der Pica auf lernen, schon direkt zum Karriere-Start im Prinzip einmal verinnerlichen und das ging natürlich, indem wir uns diese Bauteilfamilien selbst erstellen mussten. Wir haben uns dieses Programm Revit erst mal von der Pica aus selber beigebracht. Also da hatten wir dann so einen Crashkurs bei euch im Hause in Köln bekommen, über einen halben oder einen Vormittag war es, glaube ich.”
“Und so konnten wir uns so halt alles herleiten und dann als, ich sage jetzt mal, verantwortlicher Projektleiter habe ich natürlich auch relativ schnell die Anforderungen gestellt, zu sagen, wie du gerade schon richtig gesagt hast, BIM ist nicht 3D und ein schönes Modell bauen, sondern BIM ist dann vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Und dann habe ich halt auch gesagt, okay, zum Beispiel im Besprechungswesen möchte ich ganz gerne dieses Modell nutzen, um dann halt viel besser über gewisse Punkte sprechen zu können. Ich habe auch keine Lust mit einem Dreikant irgendwie die ganzen Mengen dazu ermitteln und Tausende von Bambusstangen speziell, was wir halt dann machen mussten, sondern halt auch da durch unsere digitalen Hilfsmittel diese Mengenermittlung durchzuziehen.
Und was sicherlich auch irgendwo ein ganz wesentlicher Aspekt war, war diese 2D-Planableitung, weil das halt irgendwo natürlich die Ausgangssituation war, dass wir aufgrund der Gebäudeform gar nicht anders konnten, als ein 3D-Modell zu erstellen, um daraus dann in jeder Achse den entsprechenden Schnitt abzuweiten.”
“Wie ging es dann auf die Baustelle? Also ihr habt jetzt die ganze Planung gemacht und vorab gestimmt und Massen ermittelt und sicherlich auch noch andere Sachen damit gemacht. Wie hat ihr denn kommuniziert auf der Baustelle?
Also kommuniziert auf der Baustelle, das musste sich erst mal finden, wenn ich das mal so sagen darf. Natürlich haben wir damit Leute zusammengearbeitet, die ganz anders sind als ich, weißer Europäer, der dann in den Dschungel kommt und eine Berufsausbildung genossen hat, studiert hat, ganz andere Ansichten hatte. Und dann kommt der barfuß laufende Filipino als Ureinwohner mit seiner Machete auf die Baustelle und weiß noch gar nicht genau so, was wir da überhaupt bauen wollen.
Und da habe ich zum ersten Mal verstanden, dass ich den Jungs erst mal zeigen muss, was wir da wirklich vorhaben. Also unser Projektpartner hat die natürlich schon abgeholt, hat sie über Jahre lang vorbereitet. Wir haben für diesen Ernte-
und Behandlungsprozess ein vernünftiges Konzept geschrieben und so. Aber dieses eigentliche Bauwerk, das war den Leuten noch gar nicht so richtig bewusst. Und dann habe ich natürlich meine schönen 2D-Pläne da überall ausgelegt, um dann Tragwerke fertigen zu können.”
“Aber auch das hat ja keinen gesamtheitlichen Überblick über das Konzept gegeben. Und da habe ich dann irgendwann mal verstanden, dass diese Visualisierung, die wir eigentlich primär für die Spendenakquise erstellt haben, dass die mit dem Video, was es dazu gab, erstmal den nötigen Überblick gegeben hat für unsere Arbeit auf der Baustelle. Und dann habe ich halt diese Visualisierung ausgedruckt auf so eine Folie, das ist so Gang und Gebe auf den Philippinen, und habe die erst mal auf den Baustellen überall verteilt, sodass die Leute dann wirklich Bilder vor sich hatten.
Und dann konnten wir mit diesen Bildern dann an die entsprechenden Stellen auf dem Baugrundstück gehen und sagen, hier, da steht dieser Teil, da steht dieser Teil, das erste Fundament sollte vielleicht dahin und so. Und dann haben die angefangen, ein besseres Verständnis dafür zu kriegen, was wir überhaupt vorhatten.
“Also das, was ich so spannend da empfinde, ist, dass so ein BIM und 3D und das Thema Visualisierung ein Kommunikationsmittel ist, ist glaube ich allen klar. Aber auf welches Level das kommen kann. Also viele denken so an Visualisierung eben für, du hast eben von der Spendenaktion gesprochen, bei anderen sind es Investoren oder die Käufer oder wie auch immer.
Aber dass sich tatsächlich über Sprachbarrieren hinweg, das muss man ja auch noch sagen, mit Leuten kommunizieren kann, die vielleicht auch nie tiefer einen Einblick bekommen haben, wie man einen 2D-Plan liest. Also das liegt ja auch nicht jedem. Auch in Deutschland gibt es viele Leute, die das nicht können.
Da muss man nicht in die Philippinen reisen. Dann an sowas klarmachen kann, wie das Gebäude funktioniert und das sie es dann tatsächlich auch bauen. Weil das Gebäude ist ja da.
Es ist ja nicht zusammengefallen bis heute jedenfalls.”
“Genau und das wird sicherlich auch so bleiben. Nein, also wir haben da schon sehr, sehr viel Herzblut, sehr viel Ingenieurstechnisches Verständnis reingesteckt. Also von daher glaube ich schon, dass das tatsächlich da auch hält.
Und was wir zusätzlich noch gemacht haben zu diesen Visualisierungen, um diesen Menschen natürlich dann erst mal noch weiter auch diesen Umgang mit Bambus zu vermitteln, ist, dass wir ein marschstabgetreues Modell gebaut haben vor Ort. Und dann war so, bevor wir jetzt da 13 Meter Bambusstangen ablängen und irgendwie bewegen, was ja doch sehr, sehr anstrengend ist, auch wenn es dann nochmal leichter ist aus Holz. Aber ja, wir haben auf jeden Fall erst dann ein physisches Modell gebaut aus Bambus, sodass sie dann auch ein bisschen besseres Gespür dafür gekriegt haben.
So die Visualisierung, die sie da gesehen haben, mit den 2D-Planen und dann halt, ja, das selber mal zusammen zu knüpfen, bevor wir dann in diese großen Dimensionen übergehen.”
“Ich meine, eines der Hauptthemen, die wir irgendwie seit Jahren haben, wo wir immer wieder darauf hinweisen, dass das eigentliche Kernproblem häufig in der Baubranche die Kommunikation ist. Und da sieht man hier ja wirklich ein paar Exelors, dass man das einfach lösen kann mit Technologie und die einfach in unterschiedlichen Arten und Weisen einsetzen kann. Ob das jetzt ausgedruckte Visualisierungen sind, ob das die Planableitung aus dem Modell ist, das hilft einfach ungemein bei allen denjenigen, die nicht unbedingt tagtäglich Pläne lesen.
Und davon gibt es einfach genug Bauprojekte.
Wir hatten zum Beispiel, um noch mal weiter bei der Ausführung auf der Baustelle zu bleiben, wir hatten auch ganz häufig das Problem, dass wir, also wir hatten später eine Mannstärke von 60, 60 Personen auf der Baustelle und wir hatten, ich würde jetzt mal schätzen, so fünf bis acht Leute, die Englisch sprechen konnten, gut Englisch sprechen konnten, mit denen wir halt auch wirklich dann kommunizieren konnten, verbal kommunizieren konnten. Und der Rest war Tagalog, Filipino, Tagbanoa, also wirklich Ureinwohner. Da hätte ich auch auf Chinesisch mit denen sprechen können.”
“Die hätten auf Englisch gar nichts verstanden. Und da mussten wir uns natürlich dann auch irgendwie, ja, das Thema aneignen, dass man mit denen kommunizieren kann. Und das ist jetzt vielleicht ein bisschen weggelöst von den Visualisierungen, aber da hat mir zum Beispiel das iPad auch enorm geholfen.
Als wir dann die ersten Konstruktionen stehen hatten und ich natürlich nicht erklären konnte, dass ich jetzt vielleicht von der Fierstfette bis unten zum Fundamentkopf noch mal eine Bambusstange brauche, um dann hier den Fierst abzufangen, habe ich dann einfach ein Foto von der Situation gemacht, konnte dann mit GoodNotes ganz einfach die benötigte Bambusstange da einzeichnen. Und auch da konnten wir uns digitale Hilfsmittel, ja wirklich, auch wenn es jetzt ein etwas anderes Thema ist, aber digitale Hilfsmittel ganz klar, ja, konnten wir uns da zunutze machen.”
“Es ist ja schon immer die Kombinatorik. Also das finde ich eigentlich das Wichtige daran zu verstehen, dass so ein BIM-Thema, haben wir ja schon ein paar Mal gesagt, das reicht nicht aus, ein 3D-Modell zu haben, aber auch auf der Kommunikationsebene bedeutet BIM nicht, dass ich jetzt die ganze Zeit an diesem Modell rumfuckeln muss und alles über das Modell laufen muss. Also auch das ist Teil der Kommunikationsstrategie auf so einer Baustelle.
Wenn du sagst, der beste Weg ist einfach, ich mache ein Foto davon und mal mit einer App meiner Wahl da drüber und kann es so kommunizieren, ist sehr fein. Also das Argument, was ich so immer im Kopf hab, ist, BIM ist ja alles nett, aber warte mal, bis du auf die Baustelle kommst. Das ist das Standardargument.
Ja, soll dann der Bauleiter da mit dem iPad rumlaufen? Und was mache ich denn mit den ausführenden Firmen? Den kann ich ja jetzt nicht allen, so ein 3D-Modell in die Hand geben.”
“Und das Verständnis zu haben, okay, das ist nicht das Ziel, einfach nur die Baustelle maximal mit elektronischen Geräten vollzuballern, sondern irgendwie logische Kommunikationswege zu finden, die für die, die das gerade brauchen, am besten sind. Also es kann zum Beispiel sein, ein Beispiel nur, Abhängerinstallation ist immer so ein Thema auf der Baustelle. Die Antwort für Abhängerinstallation kann vielleicht sein, dass es vielleicht nicht irgendeine Person das macht, sondern ein Roboter das macht.
Warum ist es cooler, wenn der Roboter das macht? Das ist eine richtige Scheißarbeit. Man arbeitet stundenlang über Kopf, man macht immer irgendwas falsch, weil diese Abhängerplanung häufig ziemlich spät gemacht wird, aber als erstes auf der Baustelle ausgeführt wird, wenn das Rohbaumodell natürlich steht.
Dann ist ein Roboter viel einfacher. Was brauche ich dafür? Ich brauche eine gute digitale Planung, damit der Roboter auch exakt das ausführt, was geplant wird.
Oder nicht, Alex?”
“Ja, absolut. Ich würde sogar vielleicht nur einen Schritt davor sehen, damit ich überhaupt den Nachweis einer baubaren Planung habe. Das habe ich einfach nicht, wenn verschiedene Disziplinen irgendwo 2D ihre eigenen Pläne zeichnen, ohne dass es in ein zentrales Modell zusammengeführt und koordiniert wird.
Das ist aus Sicht der Baustelle auch einfach unheimlich viel wert. Dass man weiß, okay, zumindest geometrisch passt das schon mal so.
Genau, Hendrik, habt ihr eigentlich mal so den Vergleich gemacht, so ein bisschen, wie haben wir es geplant und wo sind Abweichungen auf der Baustelle? Kannst du das einschätzen? Wurde es tatsächlich so umgesetzt oder?
Ja genau, also ich habe irgendwann mal definiert, 30 Zentimeter ist genau genug. Das war so das, wo ich gesagt habe, der Bambus ist halt als Naturwerkstoff krumm und schief. Wir müssen irgendwo die richtige Stange an der richtigen Stelle einsetzen.”
“Solange wir aus einer guten Entfernung diese Gebäudeform einhalten, gewisse Durchgangshöhen und so auch einhalten, reichen mir 30 Zentimeter. Das beinhaltet jetzt so ein bisschen die Gebäudehülle, sage ich mal. In der Treppe sind 30 Zentimeter natürlich ein bisschen anders.
Genau und ich glaube eine Abweichung, die relativ deutlich ist, die aber überhaupt nicht schlimm ist, sondern sich irgendwo auch in der Baustelle so ein Stück weit als sinnvoll gezeigt hat, ist der Schirm. Wir haben vorne, weil unsere Dachspitzen laufen immer so hoch, um abends irgendwelche kalten Prisen einfangen zu können, aber tagsüber auch die warme Luft ableiten zu können, haben wir dann, um halt irgendwo noch einen konstruktiven Holzschutz oder Bambusschutz in dem Fall zu haben, haben wir so Schirme in die Spitzen reingebaut. Und wenn man sich jetzt mal die Visualisierung von dem Hauptangang anguckt, dann ist dieser Schirm doch etwas anders angeordnet, als es letztendlich in der Realität verbaut wurde.”
“Und da merkt man schon, also wir hatten diese Visualisierung, um prinzipiell zu zeigen, was wir davor haben. Und dann haben wir die Stangen da reingesetzt, haben geguckt, macht das so Sinn? Dann, in dem Fall war es tatsächlich so, wir wollten gerne sehen, wer ja noch da vorne herfährt und es hat dann mehr Sinn gemacht, oben ein bisschen mehr Luft zu lassen, als weil es nicht die Schlachtwalze war und so weiter.
Aber dann haben wir halt festgelegt, dass wir diesen Schirm doch etwas anders bauen wollen, als es in der Visualisierung oder auch in den Planunterlagen dargestellt war.
Ja, spannend. Aber ich meine, wenn das die einzige größere Änderung war, dann ist das ja doch überschaubar, ne?
Dadurch, dass wir natürlich auch ein junges Planungsteam waren, alle irgendwo Berufsanfänger, haben sich da die ein oder anderen Fehler natürlich eingeschlichen. Das muss man ganz klar sagen. Aber da hat uns dieses physische Modell an der Stelle auch wirklich geholfen.
Letztendlich ist es aber auch der Qualitätsanspruch. Also was habe ich als deutscher Bau- oder Projektleiter für einen Qualitätsanspruch?”
“Und der Filippino, der in seiner kleinen Bambushütte wohnt, was hat er für einen Qualitätsanspruch? Und das war zum Beispiel in dem Plan ganz, stand ganz klar, wir haben eine Spannweite oder ein Achsmaß von 6, 80 Meter. Der Filippino hat dann 6, 86 Meter gebaut.
Das war dann genau genug. Mit diesen Situationen musste man da umgehen. Und da war das dann vielleicht auch ganz hilfreich, dass der Bambus in sich ein bisschen krummer war, weil die 6 Zentimeter waren dann eher egal.
Die Planung war unsere Ausgangssituation. Natürlich haben wir uns daran gehalten. Natürlich haben wir probiert, genauso genau wie möglich zu arbeiten.
Aber wir mussten natürlich dann auch mit den kleinen Unstimmigkeiten umgehen.”
“Die haben wir ja häufig in unserem Breiten auch eher daher, weil wir in einem unendlichen Wald von Normen und Standardisierungsformen unterwegs sind und uns solche 30 Zentimeter Genauigkeiten halt leider gar nicht leisten können, weil dann die ganzen Brandschutztüren leider nicht mehr ins Gebäude passen. Genau, ich hab noch eine Sache. Wir haben ja auch weniger Möglichkeiten an der Stelle.
Genau, ich hab noch eine Sache, die würde ich ganz gerne auch noch erzählen, wo wir schon auf Ungenauigkeiten und vielleicht Maß-Toleranzen zu sprechen kommen. Und zwar war es ganz am Anfang so, dass wir natürlich unsere Pläne hatten. Wir haben auch irgendwo einen Übersichtsplan vom Grundriss gemacht, dass wir so als Masterplan auf dem Grundstück uns einordnen konnten, weil wir hatten ja keinen Vermessungsingenieur, der uns dann mit seinen entsprechenden Instrumenten das Bauwerk eingemessen hat.”
“Und vielleicht als kleine Information am Rande über uns, wir waren also am Berghang angelegen und über uns haben sie, ich glaube ein halbes Jahr vor Baugebirge in den Reisfeld angelegt. Dementsprechend hatten wir von unten schön drückendes Wasser, mussten das dann mit einem entsprechenden Entwässerungsgraben ableiten. Das hat auch funktioniert, sodass wir dann da keine großen Probleme hatten.
Aber dieser Entwässerungsgraben musste natürlich dann auch groß genug ausgeführt werden. Was wir am Anfang nicht wussten, da uns dieser Vermessungsingenieur natürlich gefehlt hat, dass das Gelände, weil es im Dschungel etwas schwierig ist zu erkennen, irgendwo 4 Meter Gefälle hat auf unsere 80 Meter Länge, die wir hatten. Wir haben das natürlich so gut wie es geht begradigt, dann hat uns aber letztendlich ein bisschen Platz gefehlt.”
“Wir haben das begradigt, wir haben kein Material kommen lassen, dann wären glaube ich alle Spendengelder weg gewesen, sondern indem wir das begradigt haben, haben wir das, was überschüssig war, auf der linken Seite haben wir nach rechts geschoben, hatten zu wenig Material, um diese erforderliche Fläche letztendlich zu haben. Dann stand da noch ein seltener Baum, sodass wir dann unser Nebengebäude ein bisschen umrücken mussten. Dieser Entwässerungsgraben, der dann irgendwo noch 3-4 Meter in Anspruch genommen hat, hat uns dann auch noch mal ein bisschen Platz geklaut.
Da war es dann so, dass wir uns unfassbar schwer damit getan haben, dieses Gebäude einzumessen. Wir hatten irgendwo im Durchmesser 50 Meter, vielleicht etwas mehr und das dann mit einem Schnurgerüst und einer Wasserwaage, aber halt eine Schlauchwaage vernünftig eins zu messen, war sehr, sehr anstrengend. Und da bin ich jetzt gerade, ich verfolge verschiedene Bamboo-Hashtags in den Social-Medias, verschiedene Bamboo-Experten und so weiter.”
“Und da ist jetzt gerade VR ganz groß im Kommen, sodass man halt, wenn man ein digitales Modell hat, dass man dann halt irgendwo mit seiner Brille vielleicht sehen kann, okay, wie groß ist das in der Dimension? Wo ist das Tragwerk angeordnet? In dem Fall, wo wären die Fundamente bei uns?
Und hätten wir dieses Instrument gehabt, ich glaube, da hätten wir uns eine Woche Arbeit sparen können, wenn wir uns tatsächlich immer wieder neu ausmessen mussten, die Hauptachsen ziehen mussten, dann halt die Fundamentachsen reinziehen mussten, um dann zu erkennen, wir sind schon wieder drei Meter am Dschungel, das funktioniert nicht. Und da bin ich davon überzeugt, gut, wir konnten nicht alles machen, aber hätten wir das gehabt, hätten wir sicherlich eine Woche Arbeit gespart.
Musst du mal nachfragen, meintest du jetzt VR oder AR?
AR quasi, die Überlagerung.”
“Okay, dann macht es mir auch Sinn. Es geht um die Überlagerung der tatsächlichen Welt mit der virtuellen Welt. Da hast du auch ein paar Erfahrungen, Alex, oder?
Ja, genau. Tatsächlich ist das inzwischen ganz gut möglich. Gamma AR ist eine der Softwarelösungen, die das ermöglicht.
Da könnte man jetzt das IFC-Modell einmal reinladen und hätte genau das machen können. Da kamen wir leider ein bisschen zu spät mit der Lösung. Aber kann ich mir auch gut vorstellen, dass das einiges...
Wie verortet man sich denn dann? Das AR-Modell muss ja wissen, wo ich bin sozusagen. Und häufigste Fall ist, das wird wahrscheinlich im Dschungel auch der Fall gewesen sein, ist der deutschen Bausteller auch so, kein Handyempfang, also kein GPS.
Gamma macht das irgendwie anders, ne?
Ja, genau. GPS geht ja grundsätzlich in Gebäuden. Eher schlecht und überhaupt, also eigentlich nicht.”
“Und deswegen verortet man sich an einer Position, an einer Stütze, an einer Wand, an einem Raum oder an einem Fundament, in deinem Fall an einem Fundamentort. Und von da an trackt das deine Bewegung und nimmt das Modell dahin mit, wohin du dich bewegst. Und hättest dann quasi schauen können, bist du jetzt schon im Wald oder hast du da noch Platz?
Ja, also wer das hört, probiert das echt mal aus. Das Coole ist, es funktioniert eigentlich mit jedem iPhone oder iPad. Geht es auch mit irgendwelchen Android-Geräten?
Ich weiß es gar nicht. Aber auf jeden Fall mit den Apple-Geräten kann man das testen. Und es ist wirklich faszinierend, wie man da auf einmal durch ein virtuelles Modell live plus reale Welt durchlaufen kann.
Das ist ganz schwierig zu beschreiben. Aber man kann im Prinzip in einem Rohbau stehen und durch seinen Tablet-Bildschirm schon sehen, wo später die Rohrleitungen laufen, das live vor Ort. Also das wäre genau die Lösung gewesen, die man Hendrik dir gebraucht hätte.”
“Heute gibt es sie bereits. Ja, cool. Klar, VR ist das Thema, was alle so ein bisschen beschäftigt.
Wie geht man jetzt damit um? Auch AR, klar. Aber ich denke jetzt gerade schon wieder an was anderes.
AR ist ja eher das Thema auf der Baustelle. VR ist für mich das Thema in der Bearbeitung von Planungen. Da werden wir sicherlich auch eine Folge machen, was dafür Entwicklung zugibt, weil es spannend ist.
Wir reden immer von 3D-Planung, aber wir machen gar keine 3D-Planung, weil der Bildschirm kann nun mal nur 2D darstellen. Da gab es schon in den 90ern Ansätze zu, mit diesen zweifarbigen Brillen, mit diesen rot-grünen Brillen, dann sollte man sich da das 3D-Modell simulieren. Da sind wir ja weit drüber hinaus.
Also ich glaube, das ist so der next step, die Planung für die Modellierer auch so 3D erfahrbar zu machen, dass sie auch wirklich in 3D arbeiten können und nicht nur in 2D-3D-Bilder bearbeiten.”
“Ich meine auch dieses, auch in dem Projekt, Janja, die Visualisierung, die ihr gemacht hattet, die war ja, ich glaube technisch war es so, dass ihr Revit verwendet habt und dann auf Revit Lumion aufgesetzt habt. Und mit Lumion, die das einfach realistischer, gerendert dargestellt habt. Das hätte man sicherlich auch verwenden können für VR, aber halt der große Vorteil von diese Visualisierung dann als Film auszugeben, liegt einfach darin, das kann man überall abspielen.
Man braucht keine VR-Brille.
Jaja, absolut. Aber wenn ich mir jetzt vorstelle, die VR-Brillen wären der Standard in Planungsbüros, zumindest für die Konstruktionsfleute.
Sollte es sein, oder?
Also wer mal live in solchen Programmen gearbeitet hat, das ist immer alles nett, bis man an den Punkt kommt, wo man irgendwie so eine dreidimensionale Ecke planen muss und man eigentlich gar nicht mehr weiß, wo soll ich jetzt die Kamera hin drehen. Ich sehe nie das, was ich sehen muss. Dann fange ich mal an, 20 Schnitte zu machen, damit man es dann besser sehen kann.”
“Also da kann ich mir schon vorstellen, dass sich wirklich durch ein 3D-Modell zu bewegen halt ziemlich cool sein kann. Das sind so zwei Aspekte. Das eine ist, wie kommuniziere ich auf der Baustelle?
Wie mache ich da Dinge klar? Wie messe ich leichter ein? Wie finde ich Sachen in Gebäuden?
Wie prüfe ich auch Kollisionen auf der Baustelle live in einem Modell oder wie modelliere ich es eigentlich am Ende? Wie kriege ich einen guten Überblick? Wenn ich jetzt hier was plane, was liegt da eigentlich gerade für eine Leitung über mir?
Ist selbst in einem 3D-Modell schwierig zu sehen?
Wir hatten genau diese Problematik, da wo alle drei Wings zusammengeführt sind im Kern, da hatten wir genau diese Problematik, dass wir da irgendwann an andere Grenzen gestoßen sind und dann ein physisches Modell gebaut haben. Das ist dem geschuldet gewesen, weil wir das zum ersten Mal gemacht haben. Jetzt sicherlich wäre das auch was anderes, aber technisch waren wir dann einfach nicht mehr in der Lage, das nur zu machen.”
“Hätte vielleicht uns dann auch geholfen, mal eine Brille aufzusetzen, zu sagen, ich gehe da mal durch und dann aus der Realität raus in das Modell rein und dann mal gucken. Wir haben jetzt mit Schaschlik-Spießen das gebaut, aber der Ansatz ist sicherlich der gleiche.
Die Schaschlik-Realität. Okay, dann entlasten wir unsere Zuhörer auch wieder in ihre Realität und sagen, dass wir jetzt zum Ende kommen. Vielen Dank, Hendrik, dass du dabei warst und deine Story mit uns geteilt hast.
Vielen Dank, Alex, dass du wieder dabei warst und danke an die Zuhörer fürs Zuhören.
Danke schön.
BIM & Bier ist eine Produktion der Formitas AG. Unsere Musiktracks, New Front bei McKay Beats und Drop of Water in the Ocean bei Broke for Free. Habt ihr Fragen, Feedback oder einen Themenvorschlag?
Dann schreibt uns eine Mail an bimundbier at formitas.de und wir sehen uns dann bald wieder.”
Von BIM & Bier: BIM & Bambus - Planen im Dschungel, 15. Jan. 2024
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